Berufsabschluss ohne Ausbildung – Externenprüfung macht es möglich

Berufserfahrene, die in verantwortungsvollen Positionen arbeiten, aber keinen Abschluss haben, können eine sogenannte Externenprüfung ablegen und damit ihren Berufsabschluss erlangen. Allerdings sind hierfür einige Voraussetzungen zu erfüllen.

Berufsabschluss ohne Ausbildung - Externenprüfung macht es möglich

Zugangsvoraussetzungen zur Externenprüfung

Die Zugangsvoraussetzungen sind bei der prüfenden Stelle zu erfragen. Sie sind im Allgemeinen mit bestimmten Zeiten an Berufserfahrung im angestrebten Beruf erfüllt. Wie viele Jahre das konkret sind, richtet sich nach den persönlichen Voraussetzungen. Die Entscheidung zur Zulassung wird im Vorfeld eingeholt. Die Berufserfahrung muss zum Datum der Prüfung erst vollständig erbracht sein. Die Prüfungstermine stehen früh fest, sie entsprechen den Terminen, die auch Auszubildende in den Berufen wahrnehmen. Die Externenprüfung wird im gleichen Umfang und in den gleichen Fächern geschrieben, wie sie die Auszubildenden abzulegen haben. Ebenso gibt es eine mündliche Prüfung.

Auf die Externenprüfung bereiten Bildungsanbieter in entsprechenden Kursen vor. Diese Kurse dauern oft nur wenige Woche und sehr empfehlenswert. Sie erhöhen die Chance, die Prüfungen im ersten Anlauf zu bestehen. Wer sich mit dem Gedanken trägt, diese Prüfung im Angriff zu nehmen, sollte sich aber nicht auf die Kurse verlassen, sondern sich im Vorfeld mit den Themen der Berufsausbildung befassen und sich theoretische Kenntnisse aneignen.

Fachliteratur, Foren und Podcasts

Die Externenprüfung sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Selbst wer keinen speziellen Kurs besuchen möchte, sollte sich mit Lernmethoden auseinandersetzen, um herauszufinden wie er sich die Inhalte am besten aneignen kann. Jahrelange Praxis kann auch negative Auswirkungen haben, so dass es wichtig ist, sich die Theorie korrekt einzuprägen. Im Alltag weichen Abläufe von der Theorie ab, Autofahrer werden es kennen, dass sich Gewohnheiten entwickeln, die zwar keinen Schaden verursachen, aber theoretisch eben nicht korrekt sind. Die Unterschiede sollten dem Prüfling bekannt sein.

Das theoretische Wissen kann aus Fachbüchern entnommen werden, die natürlich auf Aktualität zu überprüfen sind. Im kaufmännischen Bereich gibt es beispielsweise Lehrwerke, mit den Titeln „Sicher zum Berufsbezeichnung“. Bürokaufleute lesen darin nur die relevanten Informationen zu ihrem Beruf, Industriekaufleute haben wiederum ihr spezielles Fachwissen darin, das in den Prüfungsfragen abgefragt wird.

Es gibt zahlreiche berufsbezogene Webseiten und Foren, die teilweise von Fachzeitschriften oder -verlagen betrieben werden. Entsprechend gibt es immer kompetente Moderatoren, die bei Fragen auf Irrtümer hinweisen und falsche Antworten korrigieren.

Vorbereitungsseminar – das bietet es

Das Vorbereitungsseminar ist eine Art Crashkurs. Im Zeitraffer werden alle Themen kurz behandelt. Es werden zusätzliche Quellen vorgestellt und die Prüfungen in Echtzeit geübt, damit Interessenten sich auf die Abläufe einstellen können. Die Prüfungsfragen werden jedes Jahr neu zusammengestellt, ähneln sich aber meist.

Die Kosten für das Vorbereitungsseminar können durch die Arbeitsagentur übernommen werden. Hierfür muss ein Bildungsgutschein beantragt werden. Personen, die mit einer Weiterbildung einen Berufsabschluss anstreben, gelten als besonders förderfähig. Auch der Arbeitgeber hat Möglichkeiten, Fördergelder für diese Weiterbildung zu beantragen.

Das Seminar ist keine Pflicht. Die Zulassungskriterien richten sich vor allem an der Berufserfahrung aus. Sobald diese vorliegt, könnte die Prüfung sozusagen aus dem Stand abgelegt werden. Doch dies käme einem Lottospiel gleich.

Das Vorbereitungsseminar kann auch für Auszubildende hilfreich sein, die beim ersten Prüfungsversuch in einzelnen oder allen Prüfungen durchgefallen sind. Ausländische Arbeitnehmer müssen oft um die Anerkennung ihrer Abschlüsse kämpfen. Auch sie können mit der externen Prüfung zu anerkannten deutschen Berufsabschlüssen kommen und ihren Status als Hilfskraft damit ablegen. Für das Vorbereitungsseminar und die Externenprüfung müssen ausreichende Deutschkenntnisse vorliegen.

Dass Prüflinge keine der Teilprüfungen bestehen, ist sehr selten. Wiederholt werden müssen nur die Prüfungen, die nicht bestanden wurden. Für die Wiederholung gibt es Fristen, die eingehalten werden müssen, damit die bestandenen Anteile nicht verfallen.

Die Vorteile der Externenprüfung

Ein erfolgreiches Bestehen der Prüfung macht aus einem Helfer eine Fachkraft. Damit erhöht sich in der Regel das Einkommen. Es gibt meist Gründe dafür, dass Menschen keinen Beruf erlernt haben. Oft erschweren ungeplante Entwicklungen (frühe Elternschaft oder tragische Ereignisse) eine Ausbildung oder führen zu Abbrüchen, doch auch Unentschlossenheit in der Jugend oder fehlende Unterstützung in der Berufsorientierung können Gründe sein. Die Prüfung mildert die Folgen früherer Krisen oder Fehlentscheidungen ab und ermöglicht ein berufliches Vorankommen.

Arbeitgeber erkennen den Ehrgeiz von externen Prüflingen besonders an, weil sie wissen, wie schwer es ist, sich nach Lernpausen so einem Projekt zu stellen. Geht die Initiative sogar vom Arbeitgeber aus, hat der ohnehin Karrierepläne mit der Fachkraft und bietet ggf. weitere Fortbildungen an.

Auch fürs Selbstwertgefühl ist die Prüfung wichtig. Ein Erfolg macht Stolz und stärkt das Selbstbewusstsein. Eltern empfinden den Erfolg besonders stark, sehen sie doch nicht nur ihren eigenen beruflichen Weg, sondern auch die Vorbildwirkung für ihre Kinder.

Was tun bei Prüfungsangst?

Prüfungsangst ist nicht mit der normalen Nervosität zu vergleichen, die alle mehr oder weniger stark empfinden, wenn sie vor einer Prüfung stehen. Extreme Prüfungsangst lähmt die Prüflinge, löst Panikattacken aus und macht es unmöglich, den Stift in die Hand zu nehmen. Einige Betroffene schaffen den Weg in den Prüfungsraum nicht. Die gute Nachricht: Es gibt Hilfen. Wichtig ist es, sein Problem zu erkennen und zu benennen. Krankenkassen und Businesscoachs bieten Programme an, die Prüfungsangst lindern können. Stark Betroffene finden in Therapeuten Ansprechpartner, die ihnen helfen können. Der Erfolg ist von vielen Faktoren abhängig. Betroffene müssen sich allerdings in jedem Fall Zeit nehmen, um wirksame Hilfe erfahren zu können. Das bedeutet, dass Monate, wenn nicht gar Jahre vor der Prüfung, die Prüfungsangst in Angriff genommen werden muss.

Vor allem wenn die Prüfungsangst schon der Grund war, keinen Berufsabschluss zu machen, ist es wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Zeit der Berufserfahrung ist auch Lebenszeit, die reifer werden lässt. Außerdem können die Erfolge in der praktischen Arbeit auch eine gewisse Sicherheit bringen, die die Prüfungsangst mildern. Fazit: Mit der Externenprüfung wird ein Berufsabschluss erworben, der aus Helfern eine Fachkraft macht. Damit kann mehr berufliche Verantwortung übernommen werden und das Einkommen erhöht sich. Wer sich zu diesem Schritt entschließt und die Externenprüfung erfolgreich besteht, kann zurecht stolz auf sich sein, denn es ist nicht so einfach, in den Lernmodus zu kommen, wenn die Schulzeit eine Weile zurück liegt. Ein Berufsabschluss ermöglicht weitere Karriereschritte bis hin zum Studium. Wer ein eigenes Unternehmen gründen möchte, muss ggf. auch einen Berufsabschluss nachweisen (einige Handwerksberufe).