Die steigende Bedeutung beruflicher Erfahrung bei der Jobsuche

Wer sein Studium beendet hat, steht meist unter Druck, möglichst schnell einen Beruf zu finden. Sucht man dann nach passenden Stellen, setzt oftmals die Ernüchterung ein. War die theoretische Ausbildung lange Zeit ausreichend und das Hauptkriterium zur Einstellung, so stieg die berufliche Erfahrung in ihrer Bedeutung in den letzten Jahren stark an. Somit kann es schon einmal vorkommen, dass der vermeintliche Traumberuf erst mit mindestens zwei Jahren Praxis verfügbar ist. Doch warum setzen die Manager aus dem Bereich Human Resources gerade jetzt auf praktische Erfahrung als Einstellungsvoraussetzung?

Was zählt als praktische Berufserfahrung?

Berufliches Treffen

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Einsteigerberufe bereits auf der Suche nach vorheriger Erfahrung sind. Wer sich zuvor auf den typischen Weg begeben hat und nach dem Abitur direkt Bachelor sowie Master studierte, kann hier immer wieder Probleme bekommen. Doch keine Sorge, denn Erfahrung ist nicht gleich Erfahrung. Unterschiedliche Formulierungen in den Ausschreibungen verlangen demnach nach verschieden großem Praxiswissen. Am einfachsten ist dabei, die erste Berufserfahrung zu erfüllen. Laut den Informationen von Absolventa handelt es sich dabei um Anforderungen, die den Arbeitsalltag im Unternehmen betreffen. Wer hier durch unterschiedliche Tätigkeiten erste Einblicke gesammelt hat, darf sich so bereits mit Erfahrung rühmen. Dies funktioniert zum Beispiel mithilfe eines Praktikums oder eines Werksstudiums. Während einige Unternehmen heutzutage die genaue Anzahl an Jahren Erfahrung angeben, setzen andere darauf, letztere mit Wörtern zu umschreiben. Das gilt beispielsweise für die Wörter „einschlägig" und „fundiert". Im ersten Fall geht es darum, dass Erfahrungen wie Praktika relevant sind - sprich: genau in der richtigen Branche gesammelt wurden. Im zweiten Fall soll die Berufserfahrung jedoch besonders lang und umfassend für den betroffenen Job sein.

Warum ist die Erfahrung ein so wichtiger Faktor?

Erfahrung im Beruf

Die Erfahrung im Beruf stellt einen großen Faktor dar. Doch woran liegt das? Ein Hauptgrund ist die höhere Sicherheit für den Arbeitgeber. Für ihn erscheint es riskanter, einen Quereinsteiger einzustellen, der bislang noch keine Erfahrungen im Fachgebiet gesammelt hat, als einen erfahrenen Arbeitnehmer inklusive vorangegangener Ausbildung. Ein zweiter nicht zu unterschätzender Faktor ist die Zeit zur Einarbeitung. Durch die vorhandene Erfahrung erhofft sich das Unternehmen eine kürzere Anpassungszeit, die einerseits zu mehr Produktivität führt und andererseits dafür sorgt, dass sich kein vorhandener Mitarbeiter dauerhaft damit beschäftigen muss, die Eingliederung zu vereinfachen.

Weiterhin helfen die theoretischen Kenntnisse oft nur teilweise im Alltag. Es ist vor allem die Kombination aus beidem, die den Schlüssel zum Erfolg im Job darstellt. Ein Beispiel dafür ist das klassische Tischspiel Blackjack. Die theoretischen und strategischen Grundlagen des klassischen Kartenspiels werden zwar häufig als simpel bezeichnet, geht es doch im Grunde vor allem darum, die Summe der Karten auf der Hand möglichst nahe der Zahl 21 zu halten, allerdings machen wohl erst die gesammelten Erfahrungen mehrerer Spielstunden den Anfänger zum echten Experten. Ein weiteres Beispiel, welches das Sprichwort "Übung macht den Meister" bestätigt, stellt das Koop-Survival Game Fortnite dar. Ähnlich wie Blackjack, ist die eigentliche Spielidee recht einfach. So tritt man hier online gegen andere Spieler an und versucht dabei, am längsten zu überleben. Je intensiver das Spiel dann jedoch gespielt wird, desto geübter wird man darin auch und erlernt neue Kniffs und Tricks. Mittlerweile werden deshalb auch schon große Fortnite eSport-Events und Meisterschaften abgehalten, die von Spielern aus aller Welt verfolgt werden. Aber nicht nur beim online Sport, vielmehr auch bei traditionellen Sportarten, lässt sich Vergleichbares auffinden. Im Fußball reicht es zum Beispiel nicht, Trainerhandbücher zu lesen, um anschließend einen Bundesligaverein trainieren zu können. Vielmehr kommt es in hohem Maß auf die Menschenführung und Reaktionsfähigkeit auf herausfordernde Spielsituationen an. Diese sind wiederum nur durch möglichst häufiges Erleben zu erlangen. Gleiches gilt im Fall von Piloten. So ist es hier kein Zufall, dass die Ausbildung besonders anspruchsvoll ist und viele Jahre in Anspruch nimmt. In den ersten Jahren ist deshalb lediglich der Co-Pilot-Sitz für den Neuling reserviert.

Wie wird die zukünftige Entwicklung aussehen?

Es ist derzeit nicht davon auszugehen, dass die aktuelle Entwicklung stoppen wird, oder sich eine andere Richtung vonseiten der Arbeitgeber ergibt. Auch in den kommenden Jahren wird die vorhandene Berufserfahrung eine wichtige Ergänzung zu Qualifikationen und einer weiterführenden Bildung darstellen. Dabei sind sich Branchenexperten jedoch nicht einig, ob Berufserfahrung immer hilfreich sein muss, um auch erfolgreich tätig zu sein. So ergab bereits im Jahr 2013 eine Studie, dass es besonders im Bereich der Führungskräfte nicht unbedingt entscheidend ist, ob Erfahrung vorhanden ist oder nicht. Diese könne sich vielmehr sogar negativ auf zukünftige Tätigkeiten auswirken. Im Test landeten nämlich vor allem die jüngeren Mitarbeiter vorne, da sie deutlich besser in der Lage waren, sich selbst einzuschätzen und frischen Wind in die berufsbezogenen Verhandlungen mitbrachten. Laut Experten sind daher vor allem Intelligenztests ein nützliches Mittel, um die Lernfähigkeiten von vorhandenen oder neuen Mitarbeitern zu bewerten, selbst wenn diese bei den Betroffenen nicht sonderlich beliebt sind.

Wer momentan ebenfalls auf dem Weg ist, einen geeigneten Job zu finden, sollte sich deshalb selbst überlegen, wie wichtig Erfahrung im jeweiligen Zweig ist. Einfach herauszufinden lässt sich das etwa durch das Studieren möglichst vieler Stellenangebote. Sind die häufig geforderten Bedingungen nicht zu erfüllen, so empfiehlt sich zunächst die Bewerbung für Praktika im In- oder Ausland oder das Nutzen von Weiterbildungsangeboten in ganz Deutschland.

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