Haushaltstheorie

Die Haushaltstheorie steht für eine grundlegende Disziplin in der Mikroökonomik. Hierbei untersucht sie die wirtschaftlichen Entscheidungen, vor allem jedoch die Konsumentscheidungen von privaten Haushalten.

Wie Haushalte auf dem Markt in Erscheinung treten


HaushaltstheorieGrundsätzlich entfalten private Haushalte drei wirtschaftliche Aktivitäten auf den Märkten

- Sie bieten den Produktionsfaktor Arbeit auf den Arbeitsmärkten an

- Sie fragen Konsumgüter in unterschiedlicher Menge und Art auf den Gütermärkten nach

- Sie stellen den Kreditmärkten finanzielles Vermögen zur Verfügung oder treten selbst als Kreditnachfrager auf, d.h. sie sparen oder verschulden sich.

Entscheidungen folgen der Präferenzordnung

Es liegt in der Entscheidungsgewalt des privaten Haushaltes selbst, welchen Umfang sein Angebot und seine Nachfrage annehmen soll. Dies wirft die Frage nach den Entscheidungsmotiven auf. Diese Frage wird in der mikroökonomischen Theorie mit dem Motiv der Bedürfnisbefriedigung beantwortet. Dabei gilt: Ein Haushalt will mit dem Einsatz der ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen den größten persönlichen Nutzen erzielen. Weil sich der physische "Nutzen" eines Haushaltes nicht kardinal messen lässt, findet sich in der mikroökonomischen Theorie auch ein anderer Grundsatz, der gänzlich ohne diesen Begriff auskommt: "Ein Haushalt möchte sich mit demjenigen Güterbündel ausstatten, dem er - unter den für ihn erreichbaren Güterbündeln - die höchste Wertschätzung innerhalb seiner Präferenzordnung beimisst. Die Präferenzordnung ist hierbei nichts anderes als die Rangfolge, die die verschiedenen Güterbündel in der Wertschätzung des Haushaltes haben. Steht etwa das Güterbündelpaar A und B zur Verfügung - und dies auch kostenfrei - so kann die Präferenz des Haushaltes folgendermaßen ausgeprägt sein:

- entweder A wird bevorzugt (präferiert)

- oder B bevorzugt

- oder gleichgültig (indifferent) zwischen den meiden Güterbündeln.

Gilt für beliebig gewählte Güterbündel A, B und C, dass

- der Haushalt von den Güterbündeln A und B nicht A präferiert und

- dieser von den Güterbündeln B und C nicht B präferiert dann gilt

- dass er von den Güterbündeln A und C ebenfalls nicht A präferiert.

Anders ausgedrückt:
Ist A nicht besser als B und ist B nicht besser als C, dann ist A ebenfalls nicht besser als C.

Bsp.: Ein Haushalt möchte ein Auto erwerben und seine Entscheidung ausschließlich nach deren PS-Stärke treffen. Dabei steht dieser vor der kostenfreien Wahl zwischen einem Trabant, einem Golf oder einen Porsche. Es ist klar, dass für den Haushalt der Trabant nicht besser ist als der Golf und der Golf nicht besser ist als der Porsche. Ebenso ist klar, dass der Trabant nicht besser ist als der Porsche. 

"Ist A schlechter als B und ist B schlechter als C, dann ist A ebenfalls schlechter als C".

Berücksichtigung von Budgetbeschränkungen

Zahlreiche Menschen würden gerne die Qualität oder Quantität der konsumierten Güter steigern - so etwa in besseren Restaurants speisen, längeren Urlaub machen oder schnellere Autos fahren. Im obigen Beispiel könnte die Entscheidung des Haushaltes etwa zu Gunsten des Golfs fallen, obwohl es eigentlich den Porsche bevorzugen würde. Der Grund, weshalb Menschen weniger konsumieren als sie würden liegt darin, dass ihre Ausgaben durch ihr Einkommen beschränkt sind. Die bis dato unterstellte Annahme, die Güter seinen kostenfrei, trifft somit in unserer Marktwirtschaft nicht zu.

Beispiel zur Entscheidungssituation eines Modellkonsumenten:

Diesem stehen mit Pepsi und Pizza zwei unterschiedliche Güter zur Verfügung. Allen voran steht die Überlegung, wie das Einkommen des Konsumenten die jeweils für Pizza und Pepsi ausgegebenen Summen beschränkt. Es wird angenommen, dass der Haushalt ein monatliches Einkommen von 1.000 Euro erziele, welches er vollständig für die beiden Güter ausgibt. Der Preis einer Dose Pepsi belaufe sich auf 2 Euro, eine Pizza koste dagegen 10 Euro. Unter Berücksichtigung des Einkommen wären eine Vielzahl an Güterkombinationen denkbar wie etwa:

- 200 Dosen Pepsi und 60 Pizzen

- 300 Dosen Pepsi und 40 Pizzen

- 400 Dosen Pepsi und 20 Pizzen.

 

Die verschiedenen Güterbündel sind von einer Budgetbeschränkung gekennzeichnet. Das beschränkte Einkommen führt zu einem Zielkonflikt: Je mehr Pepsi der Haushalt kauft, desto weniger Pizza kann er sich leisten und umgekehrt. Weil eine Pizza fünf mal mehr als eine Dose Pepsi kostet, kann der Haushalt eine Pizza gegen fünf Dosen Pepsi eintauschen. Deshalb liegt hier eine Budgetbeschränkung mit einer Steigung von 5 vor.

Indifferenzkurve

Die Präferenzen des Verbrauchers ermöglichen es diesem, sich zwischen verschiedenen Bündeln von Pepsi und Pizza zu entscheiden. Werden dem Haushalt zwei unterschiedliche Güterbündel angeboten, so wird er dasjenige wählen, das seinem Geschmack am ehesten entspricht. Erfüllen beide Güterbündel seine Vorstellungen gleich gut, so ist er indifferent zwischen diesen beiden Bündeln. Eine Indifferenzkurve zeigt all diejenigen Konsumbündel an, die den Verbraucher gleichermaßen glücklich machen. Sie gibt also diejenigen Kombinationen an Pepsi und Pizza an, die den Haushalt gleichermaßen zufriedenstellen. Es überrascht nicht, dass ein Rückgang des Pizzakonsums mit einer Steigerung an Pepsikonsum einhergehen muss, um den Konsumenten gleichermaßen zu befriedigen. Die Steigung der Indifferenzkurve entspricht in jedem Punkt exakt dem Verhältnis, zu welchem der Verbraucher bereit ist, das eine Gut durch das andere zu substituieren. Dieses Verhältnis wird als Grenzrate der Substitution bezeichnet. Indifferenzkurven sind niemals gerade. Ferner werden höher liegende Indifferenzkurven niedrigen vorgezogen. Schließlich ist in erstem Fall das Konsumniveau höher.

Welche Faktoren die Entscheidung des Haushaltes beeinflussen

Einkommensänderung

Mit höherem Einkommen kann sich der Haushalt auch mehr von beiden Gütern leisten. Da sich das relative Preisverhältnis der beiden Güter nicht verändert hat, ist die Steigung der neuen Budgetbeschränkung die gleiche der ursprünglichen Budgetbeschränkung. D.h. ein Einkommensanstieg führt zu einer Parallelverschiebung der Budgetbeschränkung nach außen. Dies ermöglicht dem Haushalt, eines bessere Kombination aus Pepsi und Pizza zu wählen. Anders ausgedrückt: Der Haushalt erreicht eine höher liegende Indifferenzkurve.

Preisänderung

Es ist nicht weiter überraschend, dass ein niedrigerer Preis für eine Dose Pepsi zu einer Erweiterung der Kaufmöglichkeiten des Haushaltes führt. Ein Preisrückgang, einerlei welches Gut es betrifft, bewirkt eine Verschiebung der Budgetbeschränkung nach außen.

Einkommens- und Substitutionseffekte

Sinkt der Preis für Pepsi, wird der Verbraucher wohl eine dieser beiden Überlegungen anstellen:

- "Mein Einkommen hat eine größere Kaufkraft, effektiv bin ich reicher geworden und kann mir mehr Pizza und Pepsi leisten" (Einkommenseffekt).

- "Weil der Preis für Pepsi gefallen ist, kann ich mir für jede Pizza, auf welche ich verzichte, mehr Dosen Pepsi kaufen. Weil Pizza relativ gesehen teurer geworden ist, sollte ich weniger Pizza und mehr Pepsi kaufen" (Substitutionseffekt).

Die Knappheit der Ressourcen sowie die Beachtung von Opportunitätskosten zwingen die Haushalte zur Auswahl der zu konsumierenden Güter. Diese entscheiden sich grundsätzlich für das "beste" Güterbündel, das sie sich leisten können. Als beschränkende Faktoren fungieren hierbei neben den Güterpreisen auch das Budget, welches dem Haushalt zur Verfügung steht. Grundsätzlich fällt die Entscheidung zugunsten der Güterkombination, die den höchsten Nutzen stiftet. Diese kann für jeden Haushalt verschieden sein, zumal jeder Haushalt verschiedene Präferenzen hat.