Zweitpreisauktion (Vickreyauktion)

Zweitpreisauktion (Vickreyauktion)Während die sogenannte Erstpreisauktion dem Prinzip folgt, dass der Höchstbietende den Zuschlag erhält, folgt die Zweitpreisauktion einem anderen Muster. Sie wird auch Vickreyauktion genannt, da die Idee vom Nobelpreisträger William Vickrey stammt. Der Clou der Zweitpreisauktion besteht darin, dass zwar der Höchstbietende die Auktion für sich entscheidet. Zahlen muss er jedoch nur den Preis des zweithöchsten Gebots.

Grundsätzlich wird zwischen offenen und verdeckten Auktionen unterschieden. Bei der offenen Auktion kennt jeder Bieter die Gebote der anderen Mitstreiter. Bei der verdeckten Auktion dagegen wird geheim geboten, niemand weiß etwas von den Geboten der anderen Interessenten. Die Zweitpreisauktion kann sowohl in offener als auch in verdeckter Weise stattfinden. Die offene Variante wird "Englische Auktion" genannt.

An einem Beispiel wird deutlich, wie die Vickreyauktion funktioniert. Geht man von vier Bietern aus, die jeweils nur ihr eigenes Gebot kennen, kann man annehmen, dass jeder sein persönliches höchstes Gebot ansetzt. Das kann bei Person A der Betrag 100 Euro sein, Person B setzt 300 Euro, C entscheidet sich für 350 Euro und D ist bereit, 400 Euro zu bieten. Hier wird der eigentliche Charme der Vickreyauktion deutlich, denn der Höchstbietende muss nicht den für ihn maximal zu zahlenden Betrag entrichten, sondern nur die 350 Euro, die der Bieter auf dem zweiten Platz anlegen wollte.

Die Zweitpreisauktion hat gegenüber der Erstpreisauktion den Vorteil, dass die Beteiligten sich in aller Regel dafür entscheiden, den Preis anzusetzen, der ihrer tatsächlichen Wertvorstellung entspricht. Dies ist bei der Erstpreisauktion meist nicht der Fall, denn der Bieter strebt letztlich eine Form des Gewinns an, den er nur erzielen kann, wenn er das Gebot niedriger ansetzt. Da er bei der Vickreyauktion nur den Preis des Bieters nach ihm zahlt, kann er von Haus aus höher an die Auktion herangehen.

So viele Chancen die Zweitpreisauktion auch bieten mag, sie birgt darüber hinaus Risiken. Diese können zum einen vom Auktionator ausgehen, der bei der verdeckten Auktion theoretisch das zweithöchste Gebot manipulieren kann. Zum anderen gehen von den Bietern gewisse Gefahren aus. So können Bieter, die keine Aussicht auf den Zuschlag haben, ein Gebot abgeben, das dem Grunde nach ihren Vorstellungen widerspricht, aber dennoch auf diese Weise den Zweitpreis beeinflusst. Als Zweitbieter können sie auf diese Weise den Preis des Höchstbietenden beeinflussen. Dieses Spiel ist für den betreffender Bieter jedoch riskant, denn im Zweifel liegt er mit einem Preis, den er eigentlich nicht zahlen wollte, vorn und muss einen Zweitpreis zahlen, der ebenfalls über seiner Bereitschaft liegt. Auch der Verkäufer ist einem gewissen Risiko ausgesetzt. Dieses greift, wenn Bieter bewusst weniger bieten, als es ihrer Wertvorstellung entspricht. Das Ziel dahinter ist die Senkung des Zweitgebots. Bieter, die so vorgehen, müssen allerdings in Kauf nehmen, dass sie letztlich durch ihre gewählte Praxis leer ausgehen.