Numerus Clausus - was steckt dahinter?

Numerus Clausus als Auswahlverfahren bei HochschulenNumerus Clausus, kurz NC, bedeutet "begrenzte Anzahl". Doch wie hängen Abitur-Durchschnitt und NC zusammen?

Jedes Semester konkurrieren Studienbewerber um den Pool verfügbarer Studienplätze. Insofern ist der NC keine statische Größe, sondern wird für jedes Semester aktuell festgelegt. Seine Höhe hängt davon ab, wie stark die Nachfrage nach Studienplätzen das Angebot im Pool übersteigt: Der NC schiebt dem Zugang zu besonders beliebten Fächern einen Riegel vor. Wie stehen also die Chancen, mit der erreichten Abiturnote einen Studienplatz in der gewünschten Fachrichtung zu bekommen? Übersteigt sie den NC, heißt es warten - meist mehrere Semester. Es handelt sich also beim NC quasi um ein Auswahlverfahren der Hochschulen.

Wo wird der NC liegen?

Universitäten und Hochschulen veröffentlichen den Vorjahreswert - den Wert, mit dem es dem schlechtesten Bewerber noch gelang, im Hauptverfahren eine Zulassung zu erhalten. Dass der NC zum Bewerbungszeitpunkt unbekannt ist, liegt in der Natur des Verfahrens: Wie stark wird die Konkurrenz zum Eintrittssemester sein? Stehen die Bewerber fest, wird der Wert neu ermittelt - und kann jetzt durchaus nach oben gehen: Wer sich mit einer 2,0 gut im Rennen sah, wird unter Umständen jetzt mit einem NC von 1,7 konfrontiert - alle Plätze sind besetzt. Doch keine Panik - die neuen Werte weichen erfahrungsgemäß nur wenig vom vorherigen Jahrgang ab.

Wo bewerben?

Eine Anlaufstelle für die Vergabe von Studienplätzen ist die Stiftung für Hochschulzulassung (ehemals ZVS). Von den in Deutschland 11.000 angebotenen Studiengängen gilt nur für Medizin, Pharmazie, Tiermedizin (zum Wintersemester) und Zahnmedizin das zentrale Vergabeverfahren.

Ansonsten sind die Hochschulen - in Abstimmung mit dem Kulturministerium des Bundeslandes - zuständig. Diese können Studienfächer jedes Jahr neu mit dem Orts- bzw. Uni-NC belegen sowie eigene Auswahlkriterien vereinbaren, z. B. fachspezifischer Art wie in den Sportwissenschaften, Eignungstests oder Auswahlgespräche. Mit welchem NC ist wo zu rechnen? Diverse Online-Portale unterstützen mit Numerus Clausus Suchmaschinen.

Wartesemester?

Weil zahlreiche Abiturienten mit identischer Abiturnote in Konkurrenz treten, spielen weitere Auswahlfaktoren eine Rolle. Sind z. B. nach Vergabe der Plätze an passende NC-Kandidaten noch Plätze frei, rückt die nächste Zulassungsstufe nach - die Nächstbesten. Gibt es mehr von ihnen, als Plätze verfügbar sind, erhalten diejenigen mit entsprechenden Wartesemestern ihre Chance. Doch nur Halbjahre, die ohne Einschreibung an einer Hochschule verstreichen, zählen - Zeiten, die sich mit Praktika, Auslandsjahren oder studienrelevanten Joberfahrungen sinnvoll füllen lassen.

Und je länger ich warte, desto besser wird mein Abi-Durchschnitt, oder? Falsch - Numerus Clausus und Wartezeit stehen nur indirekt in Zusammenhang. Wer viele Wartesemester vorweist, wird bevorzugt. Das bedeutet: Kann eine große Bewerberzahl die gleiche Anzahl Wartesemester vorweisen, verbessern sich die Chancen für die Bewerber mit dem besseren Schnitt.

Wartesemester sind eine gute Sache: Ist die Abweichung zum NC vergleichsweise gering, lohnt es sich, ein Jahr zu warten - und dann Bewerber mit gleicher Abiturnote, aber ohne Wartesemester aus dem Feld zu schlagen.

Bewerberschreck Uni-NC

Steigen Uni-NC ständig weiter? Der Eindruck stimmt. Immer mehr Abiturienten mit ausgezeichneten Abschlüssen bewerben sich mehrfach, viele an acht Hochschulen und mehr - und erhalten Parallelzusagen. Das treibt den NC in die Höhe. Das Problem: Nur die NC Werte des Hauptverfahrens werden veröffentlicht, aber nicht die Abiturnoten der Nachrücker, die in den Genuss der nichtgenutzten Zusagen kommen. Fakt ist - diese Studienplätze wurden zu niedrigeren Werten an Frau oder Mann gebracht. Fazit: Nicht vom vordergründig hohen NC abschrecken lassen. Bei vielen berufsbegleitenden Studiengängen wie dem Fernstudium gibt es im Normalfall keine NC-Beschränkung.