Ausbildungsmöglichkeiten nach einem Studienabbruch

Karriere WegweiserViele junge Leute, die ein Studium begonnen haben, merken nach einiger Zeit, dass sie völlig falsche Vorstellungen von den Studieninhalten und den fachlichen Anforderungen ihres Studienfaches hatten. Dies kann ein Grund sein, das Studium abzubrechen oder das Studienfach zu wechseln. Weitere Ursachen, die sehr häufig zu einem Studienabbruch führen, sind persönliche oder finanzielle Probleme. Auch wenn es zahlreiche prominente Beispiele gibt, dass es für den beruflichen Erfolg nicht unbedingt erforderlich ist, ein Studium abzuschließen, wird ein Studienabbruch immer noch als Makel angesehen. Dies muss keinesfalls so sein. Ein Studienabbruch eröffnet den betreffenden Personen die Möglichkeit, sich beruflich neu zu orientieren und einen Beruf zu ergreifen, der ihnen wirklich liegt und in dem sie ihre persönlichen Stärken voll ausleben können.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag fördert Studienabbrecher

Vor einiger Zeit hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag eine Initiative gestartet, mit der ganz bewusst um Studienabbrecher geworben werden soll, um sie für eine Lehre oder für eine duale Ausbildung zu begeistern. In diesem Zusammenhang ist noch viel zu wenig bekannt, dass Studienabbrecher die Möglichkeit haben, eine verkürzte Ausbildung zu absolvieren und bestimmte Studieninhalte, die auch für ihren neuen Beruf relevant sind, auf ihre Ausbildung angerechnet zu bekommen. Wer ein BWL-Studium abgebrochen hat, kann zum Beispiel eine Ausbildung zur Immobilienkauffrau oder zum Immobilienkaufmann beginnen, ein ehemaliger Informatik-Student wäre mit einer Berufsausbildung zum Fachinformatiker gut beraten. Wird das Studium erst in den letzten Semestern abgebrochen, besteht zudem die Möglichkeit, eine Weiterbildungsprüfung auf Meisterniveau zu absolvieren.

Gute Chancen in Klein- und Mittelbetrieben

Auch wenn keine allgemeingültigen Aussagen getroffen werden können, lehrt die Erfahrung, dass es Studienabbrecher, die sich in einem kleineren oder einem mittelständischen Betrieb bewerben, bedeutend leichter als in einem Großbetrieb haben, einen geeigneten Ausbildungsplatz oder einen guten Arbeitsplatz zu bekommen. Dies liegt ganz wesentlich daran, das das Bewerbungsverfahren der meisten Großbetriebe automatisiert ist. Studienabbrecher werden dabei von vornherein aussortiert und haben so gut wie keine Chance, in den Betrieb übernommen zu werden

Fernstudium als Alternative

Fernstudium als AlternativeViele Personen, die ein bestimmtes Alter überschritten haben oder dringend Geld benötigen, spielen mit dem Gedanken, eine Voll- oder Teilzeittätigkeit aufzunehmen und nebenher ein Fernstudium zu absolvieren. Dieser Weg kann sehr erfolgversprechend sein, bietet er doch die Chance, einen Einstieg in das Berufsleben zu finden, sich eine solide Existenz aufzubauen und gleichzeitig einen akademischen Abschluss anzustreben. Dies ist auch der Grund dafür, warum sich immer mehr berufstätige Frauen und Männer für ein Fernstudium entscheiden. Die Zeit kann weitestgehend frei eingeteilt werden, wodurch das Studium mit dem Beruf vereinbar ist. Finden Seminare oder Prüfungen statt, werden sie entweder in die Abendstunden oder auf das Wochenende gelegt. Andererseits darf nicht verschwiegen werden, dass ein Fernstudium viel Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen erfordert. Es müssen Durststrecken überwunden und Frustrationen überstanden werden, ohne dass die Möglichkeit besteht, sich mit den Kommilitonen auszutauschen. In letzter Zeit ist allerdings der Trend zu beobachten, dass auch Fernstudenten geneigt sind, sich in regionalen oder überregionalen Lerngruppen zusammenzuschließen und gemeinsam ihre Erfahrungen auszutauschen.

Viele Betriebe suchen gezielt nach Studienabbrechern

Entgegen der landläufigen Meinung sind Studienabbrecher in vielen Branchen gern gesehen und werden von den Pesonalverantwortlichen in den Betrieben bevorzugt eingestellt. Studienabbrecher aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften können sehr gut im Marketing- oder Kommunikationsbereich arbeiten. Wer ein BWL-Studium abgebrochen und drei bis vier Semester studiert hat, kann sofort die IHK-Prüfung zum staatlich anerkannten Betriebswirt absolvieren, was wiederum die Grundlage für eine gut bezahlte und interessante berufliche Tätigkeit darstellt. Ehemalige Informatikstudenten, die sich zu einer Ausbildung als Fachinformatiker entschließen, dürften ebenfalls eine gute berufliche Perspektive haben. Nicht zuletzt bietet der öffentliche Dienst eine ganze Reihe von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Studienabbrecher an.

Selbstständigkeit als Alternative

Einige Studienabbrecher nutzen die Gunst der Stunde und denken ernsthaft über eine Existenzgründung nach. Dieser Schritt will jedoch gut überlegt sein und sollte keinesfalls leichtfertig getroffen werden. Grundsätzlich ist es naheliegend, sich in einem Bereich selbstständig zu machen, in dem der Studienabbrecher bereits erste Erfahrungen gesammelt hat. Diese Erfahrungen können sowohl durch das Studium als auch durch ein persönliches Hobby oder andere Interessen bedingt sein. In jedem Falle erfordert eine Existenzgründung eine detaillierte Vorbereitung und eine solide Finanzplanung. Aus diesem Grunde sollte ein Existenzgründerseminar besucht und eine ausführliche Beratung bei einem Steuerberater, bei einem Unternehmensberater oder bei der Industrie- und Handelskammer in Anspruch genommen werden. Sofern die Voraussetzungen vorliegen, können staatliche Fördermittel ausgezahlt werden. Viele Studienabbrecher sind mit einer gewerblichen oder freiberuflichen Tätigkeit sehr erfolgreichZielsetzung geworden und verdienen teilweise deutlich mehr als ein Angestellter in einer vergleichbaren Position. Eine Selbstständigkeit bietet dem Unternehmer zahlreiche individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und persönliche Freiheiten. Sie ist aber auch mit deutlich mehr Arbeit verbunden, als dies bei einem Angestelltendasein der Fall ist. Dies gilt vor allem in den ersten drei bis fünf Jahren, die entscheidend für den Geschäftsaufbau und den späteren wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmung sind.

Fazit

Niemand, der das Studium abbricht, muss sich als Versager fühlen. Er sollte sich schnellstmöglich neu orientieren und dabei auf seine persönlichen Interessen sowie seine Stärken und Schwächen achten. Zahlreiche staatliche Institutionen, wie zum Beispiel der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, unterstützten die Studienabbrecher ganz gezielt bei der Suche nach einer neuen berufliche Perspektive und bieten ihnen verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten und ein duales Studium an. Oftmals werden die Leistungen, die im Studium erbracht wurden, auf die Ausbildungszeit angerechnet. Die Möglichkeiten, wie es nach einem Studienabbruch weitergehen kann, sind nahezu unbegrenzt. Ein Quereinstieg in den Traumberuf ist dabei ebenso denkbar wie eine neue Ausbildung oder der Start in die berufliche Selbstständigkeit.