Fernstudium für Behinderte

Für Behinderte stellt ein Fernstudium eine gute Möglichkeit dar, eine akademische Qualifizierung zu erlangen.Das mehrschichtig aufgebaute, duale Bildungssystem in Deutschland erlaubt einen breit gefächerten Bildungsweg, der auch mit Behinderung zum jeweils individuell passenden Ziel geführt werden kann.

Einer dieser Wege ist das Fernstudium. Diese Art des Wissenserwerbs ermöglicht es, neben den anderen täglichen Aufgaben einen weiteren Schulabschluss, einen erweiterten Berufsabschluss oder spezielle Zusatzkenntnisse und Qualifikationen zu erwerben. Das Fernstudium wird in aller Regel von zu Hause aus geleistet und bietet auf diese Weise auch für Behinderte mit den unterschiedlichsten Einschränkungen oder chronischen Erkrankungen einen komfortablen Weg zur Qualifizierung.

Fernstudium und Behinderung

Oftmals ist es für körperbehinderte und chronisch kranke Menschen kaum oder nur mit erheblichen Schwierigkeiten möglich, ein Studium beispielsweise an einer klassischen Universität im Präsenzstudium zu bewerkstelligen. Meist stimmen hier weder die baulichen, räumlichen oder organisatorischen Voraussetzungen, damit auch Behinderte ein Studium mit all seinen Nebenerscheinungen erfolgreich bewältigen können.

Das Fernstudium ist hier nicht nur die praktischste, sondern oftmals auch die einzige Möglichkeit, einen höheren Schulabschluss, ein Studium oder eine erweiterte Qualifikation zu erreichen. Der Studierende kann die meisten Aufgaben bequem von zu Hause aus erledigen und dabei auch die modernen Medien, wie beispielsweise das Internet nutzen. Mittlerweile bieten alle Fernuniversitäten und Fernschulen auch Online-Studienzentren an, die den Kontakt zur Fernschule erleichtern. Selbst erledigte Studienaufträge und Kontrollaufgaben können oft online versandt werden.

Das macht es besonders körperbehinderten Studierenden leichter, ein Fernstudium zu organisieren. Je nach Art und Schweregrad der Behinderung bietet ein Fernstudium die optimale Art des Studierens für eingeschränkte Personen, die aufgrund ihrer Behinderung keine reguläre Schule oder Universität besuchen können.

Ausbildungsgänge und Behinderung

Aufgrund der speziellen Form der Wissensvermittlung sind die Ausbildungsgänge an den Fernschulen und Fernuniversitäten in der Masse etwas eingeschränkt. Das bedeutet aber nicht, dass hier an der Breite der Bildungsmöglichkeiten gespart wird. Lediglich Studiengänge, die ohne einen großen Aufwand an Lehrmaterial, Anschauungsmaterialien, Probanden usw. gar nicht funktionieren, können natürlich nicht in das Programm einer Fernuniversität aufgenommen werden. Sonst bietet die Fernschule eine große Breite an Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, die oftmals auch von Behinderten genutzt werden können. Vom Schulabschluss über berufliche und nebenberufliche Qualifikationen bis hin zum Hobby reicht die Spannbreite der angebotenen Bildungsgänge der Fernschulen.

Aus dieser Sicht heraus können Menschen mit Handicap durchaus ihren Wissensstand und ihre Bildungsgeschichte mit der Fernschule oder Fernuniversität weiter ausbauen. Neben der Möglichkeit, in den eigenen vier Wänden studieren zu können, bieten die meisten Fernschulen auch Fristverlängerungen für die Studiendauer an. Das kommt Menschen mit Behinderung entgegen, die nicht täglich so viel Zeit in eine Fernschulausbildung investieren können.

Der Lernalltag

Der Lernalltag mit den Studienunterlagen der Fernschulen gestaltet sich für Behinderte genauso, wie für nicht beeinträchtigte Menschen. Lesen, Üben, Lernen und Wiederholen gehören hier ebenso zum täglichen Lerngeschäft, wie das regelmäßige Abarbeiten von Kontrollaufgaben und so genannten Einsendeaufgaben. Der Vorteil für Behinderte und chronisch Kranke liegt hier vor allem in der Möglichkeit, quasi alles von zu Hause aus erledigen zu können.

Präsenztage

Viele Studiengänge an den Fernuniversitäten erfordern mehrere Präsenztage, die für Behinderte immer eine gesonderte Herausforderung darstellen. Einige Fernschulen sind voll behindertengerecht eingerichtet, andere statten sich noch entsprechend aus. Im Einzelfall ist hier immer die konkrete Situation zu erfragen. Vorbildliche Fernschulen sind soweit auf behinderte Studienteilnehmer eingerichtet, dass selbst die Betreuung durch speziell geschulte Mentoren und Mentorinnen auch an den Präsenztagen möglich wird. Im Einzelfall können auch Präsenzveranstaltungen und sogar Prüfungen im Lebensumfeld des Behinderten durchgeführt werden oder an eines der näher gelegenen Studienzentren delegiert werden.

Prüfungen

Prüfungen sind wie in anderen Schulen und Universitäten auch natürlich persönlich zu belegen. Die Form der Prüfung hängt jedoch im Einzelfall weitgehend von der Art der Behinderung und der Schwere der Beeinträchtigung ab. Behinderte sollten sich daher von Beginn an nicht scheuen, Art und Schwere ihrer Einschränkung zu benennen. Damit sind alle Betreuer, aber auch die Prüfenden auf die besonderen Umstände der Prüfung mit Behinderung eingestellt. Im Einzelfall können auch Prüfungen zu Hause abgelegt werden.

Vorher fragen

Bei besonderen Behinderungen wie etwa Blindheit, Taubheit oder Mehrfachbehinderungen ist es ratsam, vor dem Vertragsabschluss über ein Fernstudium die konkreten Umstände zu erfragen. So kann von vornherein ausgeschlossen werden, dass bestimmte Teilbereiche des Fernstudiums nicht belegt werden können, weil wichtige körperliche Voraussetzungen nicht erfüllt sind. In vielen Fällen gibt es aber alternative Bildungseinrichtungen, die sich auch mit dem Fernstudium für Menschen mit speziellen Behinderungen befassen. Also fragen, fragen, fragen - auch vor dem Fernstudium!